Eine Ahnung, die eine Zugkraft entwickeln kann und uns lockt, scheinbar magnetisch anzieht- in einem inneren Wissen, dass es da noch mehr geben könnte.

Heute bin ich schwer.
Glaubenssätze kicken rein, heften sich an mich und wie ein Stein ziehen sie mich durch das Wasser runter in eine Tiefe.
Ich will alles wieder löschen, an Schreibkursen teilnehmen, die mir sagen, wie es "richtig geht…" - dieses Schreiben.
Mein ganzes WARUM in Frage stellen, mein ganzes Sein.
In dieser Irr-haftigkeit steckt doch keine Glaubwürdigkeit, denkt die Kritikerin.
Wer will schon etwas lesen, was gespickt ist mit Selbstmitleid, Härte sich selbst gegenüber und eine einengende, ausgedachte, antrainierte, angelernte Wirklichkeit rüberbringt- in einem Karton aus Dunkelheit, bei dem der Deckel nicht mal zugeklebt ist.
Es ist so schön warm in dieser gewohnten Enge.
Die Dunkelheit, ja beängstigend. Doch an die subtile Angst haben wir uns gewöhnt; würden sie nicht mal als Angst benennen und erkennen sie nur, wenn wir mit dem Kopf ausversehen an den Deckel stoßen. Dann strömt ein zarter Lichtstrahl rein, für ganz kurz - es könnte auch eine Täuschung gewesen sein. Aber wenn wir uns dann mal strecken und dehnen, weil es eben doch ganz schön eng in dieser Kiste ist und wir plötzlich merken, dass dieser Lichtkegel in dieser Dehnung bleibt, er kein Hirngespinst war und wir den alten Staubpartikel beim Aufwirbeln und darin Tanzen zusehen, dann erfasst uns eine Ahnung.
Eine Ahnung, die eine Zugkraft entwickeln kann und uns lockt, scheinbar magnetisch anzieht- in einem inneren Wissen, dass es da noch mehr geben könnte.
Und erst jetzt, wenn wir dieser Zugbewegung nachgeben wollen, spüren wir diese klebrige Masse, die uns nicht einfach gehen lassen will.
Erst jetzt können sie als Angst benennen.
Und warum verallgemeinere ich plötzlich? Wieso schreibe ich nicht mehr von mir und meinem Karton, sondern beziehe es auf uns?
Natürlich möchte ich in diesem Bild nicht allein sein und gleichzeitig gibt es diesen Wunsch in mir, ich habe etwas zu sagen, was jemanden interessiert. Doch wenn das der Antrieb ist für mein Schreiben, darf und muss ich eingreifen und mich bitten, meinen Laptop zu zuklappen und mich auf unbestimmte Zeit selbstumarmend in ein Zimmer zu stecken, bis ich erkenne, dass mein Schreiben mein Öl sein kann,
... um mich nach und nach von der klebrigen Masse loszureiben,
... um aus dem Karton klettern zu können oder zumindest mal den Kopf längere Zeit rauszustrecken.
Ich hatte das Bild von Kiefernharz im Sinn, der nur mit Öl von Händen zu reiben geht. Obwohl oder gerade, weil ich dieses duftende Harz liebe, ist es ein schönes Bild für meine Angst.
Irgendwie lieben wir sie ja auch-unsere Ängste, haben sie uns bis zu einem gewissen Grad ja auch beschützt.
Zack - da ist es wieder: wir.
Lass mich nicht allein, du liebst sie auch ein bisschen, stimmt’s?
Also danke liebe Angst, dass du mich beschützt hast vor Sichtbarkeit, Verletzlichkeit, Kritik und dem Fall meines Perfektionismus. Ich weiß, es war für etwas gut. Das alles möchte ich jedoch jetzt in mein Leben einladen.
Um in dem Bild vom Kiefernharz zu bleiben: es hat ja nicht nur diese klebrige Eigenschaft, sondern auch eine klärende Funktion: nämlich wenn ich es als Räucherwerk auf ein Stück glühendes Holz aus dem wärmenden Ofen meines Herzens lege und mein Zuhause damit so richtig aufräume und reinige.
In diesem Sinne, willkommen auf meinem Blog.
Willkommen in meinem Herz.
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