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No 3



Heute Morgen wache ich mit einer Schwere auf, die mich ins Bett drückt. Sie begleitet mich schon die letzten Tage und ich kann vermuten, dass sie etwas mit meinen kleinen Routinen zu tun haben könnte, die ich etablieren will. 

Das Schreiben allen voran.

 

Mir eigene Ziele zu setzen, deren Warum zu untermauern, eine kühne Vision von meinem Leben zu entwerfen: All das rüttelt doch mehr an den Grundfesten, als ich es ahnen konnte.

 

Es klingt so schön, zu träumen und zu denken mit der Prämisse: wenn alles möglich wäre. Aber dann die Träume runterzubrechen in konkrete Handlungsschritte - Jahresziele, Wochenziele, Tagesziele – ist dann doch unsexier als gedacht. Oder mühsamer.

 

Ah, interessant: der Mechanismus von Träumen/Wünschen in Kombination mit Ungeduld und Trägheit - ein kindliches Wünschen; ein Ich schreibe alle Wünsche zu den Raunächten auf Zettel und verbrenne sie, in der Hoffnung, es möge sich von selbst regeln. 

Daran ist nichts falsch, so habe ich meinen Bus manifestiert.

 

Und gleichzeitig übersehe ich in dieser Rechnung mein Handeln, was ich eben unterbewusst doch ausführte – wie beispielsweise meine klare Absicht, dass ich keine Plattformen durchforsten möchte oder Alerts für neue Angebote für meine Suchkriterien anlegen wollte und stundenlang am Handy mit der Suche verbringe. Ich wollte, dass mich der Bus findet und dafür habe ich diesen Wunsch an der einen oder anderen Stelle bei Menschen, die viel mit Autos zu tun haben, platziert. Habe hin und wieder nachtelefoniert oder nachgefragt. Natürlich ist das kein 1:1 zu kopierendes Erfolgsrezept, denn das gewisse Quäntchen Glück oder die unbekannten Variablen, deren Komplexität in Kausalität und Konsequenz für unseren begrenzten Geist nicht nachzuvollziehen sind, spielen natürlich ebenfalls mit - und vermutlich die Hauptrolle. 

 

Also warum denke ich, kleine Handlungen in Richtung meiner Ziele wären unsexy, wo ich doch Menschen mit klar geerdeter Disziplin, die „ihren Shit auf der Reihe haben“ und sich für ihre Visionen täglich ins Zeug legen, mega sexy finde?

 

Ich glaube, es ist ein schmaler Grat zwischen:

            ich gehe los für mich und meine Ziele, die ich mir selbst ausgesucht habe und mir keine Mama, keine Lehrerin und später kein Arbeitgeber setzten, sondern die ich allein wählte (und diese erst mal mit der Bedeutung aufzuladen, dass ich diese Schritte gehen DARF und nicht MUSS erfordert einige Zeit an Ver-Lernen).

            Und totaler Kontrollsucht sowie fehlender Demut, indem ich Göttin spiele und irrtümlich annehme, irgendwas stehe mir zu, weil ich mich schließlich so sehr dafür anstrengte. 

 

Also stehe ich trotz der Schwere auf. Mache trotzdem mein Bett, trinke trotzdem mein Wasser, gehe trotzdem kalt duschen, mache trotzdem mein Yoga, meditiere trotzdem mit all den Gedankensprüngen wie ein wildgewordenes Eichhörnchen auf Speed, mache mir trotzdem meinen Matcha und setze mich trotzdem an den Rechner für mein Schreiben. Weil ich dem Weg mehr Vertrauen schenken möchte als dem Ziel. (Oh hello, sexy vibes!)


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